Biontech mit schwachem 2. Quartal, aber einer Botschaft für den Herbst

Das gesamte erste Halbjahr lief für die Mainzer Biontech (noch) gut. Erlöse und Gewinn wurden nochmals kräftig gesteigert. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wuchs der Umsatz um 30% auf 9,57 Mrd. Euro. Der Nettogewinn legte um 37% auf 5,37 Mrd. Euro zu. Doch bei der Betrachtung des zweiten Quartals alleine ist der Gewinn stark rückläufig: um -40%, verglichen mit 2021, auf 1,67 Mrd. Euro. Dafür soll im Oktober der angepasste Impfstoff ausgeliefert werden.

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Der deutliche Rückgang im zweiten Quartal macht deutlich, um wie viel mehr der Zuwachs im ersten Quartal 2022 noch über dem des ersten Quartals 2021 lag, und zeigt auch überdeutlich die aktuelle Abkühlung im Impfsektor. Für die Impfstoffentwickler Biontech/Pfizer, Moderna, aber auch andere ist daher die zukünftige Impfstrategie diverser Regierungen von größter Bedeutung.

Die viel beschriebene Herbstwelle und eine in der Diskussion befindliche 4. Impfung für – je nach Parteizugehörigkeit – vulnerable Gruppen oder die Gesamtbevölkerung, macht in der Vorbereitung der Impfstoffentwickler einen großen Unterschied. Die Lieferkapazitäten von Biontech/Pfizer sind jedenfalls nicht unendlich. Bis Anfang Juli lieferten die verpartnerten Unternehmen nach eigenen Angaben insgesamt in der gesamten Pandemie zwar mehr als 3,6 Milliarden Dosen in 180 Länder oder Regionen. Doch für das laufende Jahr 2022 sind Lieferaufträge für rund 2,5 Milliarden Dosen in den Büchern und in der ersten Jahreshälfte rund 1,2 Milliarden Dosen vertrieben worden. Die Bundesregierung hatte im Janaur eine Bestellung von über 600 Millionen Impfdosen bekanntgegeben, etwa 300 Millionen bei Biontech/Pfizer, rund 200 Millionen bei Moderna und weiteren Herstellern. Von der amerikanischen Regierung erhielten Biontech/Pfizer vor kurzem einen 3,2 Mrd. US-Dollar schweren Auftrag über 105 Millionen Impfdosen.

Wie angepasst an aktuelle Virusvarianten sind die neuen Impfstoffe? Das Mainzer Biotech-Unternehmen gab am Montag anlässlich der Präsentation seiner Quartalszahlen bekannt, man habe mit der Herstellung sogenannter bivalenter Corona-Impfstoffe begonnen, die an die Omi­kron-Varianten BA.1 und BA.4/5 angepasst sind. Die Vakzine soll von Oktober an ausgeliefert werden und rechtzeitig zur Unterstützung der Booster-Kampagnen im Herbst zur Verfügung stehen, vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen. Die Anpassung an die aktuelle Variante BA.4/5 war erst nachträglich in die Entwicklung eingefügt worden, da sowohl die FDA und das deutsche Bundesgesundheitsministerium diese Anpassung forderten.

Biontech-Chef Ugur Sahin kommentierte die Firmenstrategie: „Unsere COVID-19-Produktpipeline umfasst variantenangepasste Impfstoffkandidaten sowie Impfstoffkandidaten der nächsten Generation, die auf einen längeren und breiteren Schutz abzielen.“ Trotz des schwachen zweiten Quartals erwartet man, mit einer kräftigen Nachfrage im vierten Quartal das Jahr wie ursprünglich prognostiziert abschließen zu können, und bekräftigte die Pro­gnose für das Geschäftsjahr 2022. Demnach sind Umsätze mit COVID-19-Impfstoffen in einer Spanne von 13 bis 17 Mrd. Euro vorgesehen. 2021 waren es knapp 19 Mrd. Euro gewesen. Der Nettogewinn lag im vergangenen Jahr bei knapp 10,3 Mrd. Euro. Selbst, wenn es etwas weniger wird, damit lässt sich die neue Hauptstadtrepräsentanz am Berliner Alexanderplatz leicht finanzieren, die 2023 bezogen werden soll.

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